Betriebliche Gesundheitsförderung – gerade jetzt ein Thema

PE-Blog

Das Thema der betrieblichen Gesundheitsförderung ist in Zeiten spontaner Homeoffice-Regelungen und der Umsetzung umfangreicher Hygienekonzepte im Betrieb etwas ins Hintertreffen geraten. Dabei ist das Thema gerade jetzt wichtiger denn je!

Krise strapaziert den Rücken

Die Pandemie hat auch unseren Rücken vor einige Herausforderungen gestellt. Rückenschmerzen sind oft die Folge der Arbeit im Homeoffice. Gearbeitet wird teilweise unter improvisierten Bedingungen: Telefonkonferenzen finden am Küchentisch statt und E-Mails werden auf dem Sofa verfasst. Eine falsche Körperhaltung und mangelnde Bewegung belasten die Wirbelsäule. Dabei sind nicht nur die physischen Faktoren Schuld an Rückenschmerzen. Auch die psychische Verfassung spielt eine entscheidende Rolle: Manch einer empfindet die Abwesenheit der Kollegen, des Chefs als Belastung, andere leiden unter dem Druck, Familie und Job in der privaten Umgebung unter einen Hut zu bekommen. Die vergangenen Monate haben ihre Spuren hinterlassen, und es ist an der Zeit, die Signale unseres Körpers ernst zu nehmen und entsprechend gegenzusteuern.

2019 fehlten Arbeitnehmer durchschnittlich 18,4 Werktage. Tendenz steigend. Dies entspricht mehr als 3 Wochen!

Laut dem BKK-Gesundheitsreport sind die Hälfte aller Fehltage auf die folgenden drei Ursachen zurückzuführen

  • Muskel- oder Skeletterkrankungen (z.B. Nacken- und Rückschmerzen): 24,3%.
  • psychischen Störungen: 16,8%
  • Atemwegserkrankungen: 14,4%     

Parallel wurde auch festgestellt, dass ältere Angestellte nicht etwa häufiger erkranken, als jüngere. Die höhere Anzahl an Fehltagen bei älteren Kollegen ergibt sich durch eine längere Genesungsdauer. Ausschlaggebend bei der Entstehung von Krankheiten durch Belastung ist zwar oft das Alter – vor allem aber eine fehlende Prävention.

Zu hohe Belastung, zu wenig Bewegung

Nicht neu, aber dennoch zu wenig beachtet: Für viele Arbeitnehmer ist es selbstverständlich, eine hohe Arbeitsbelastung zu akzeptieren und zu bewältigen. Dabei hinterlässt der Stress deutliche Spuren. Aus den anfänglich noch heruntergespielten psychischen Belastungssymptomen wie Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit können schnell physische und vor allem chronische Beschwerden werden. Burn-out oder auch eine Depression können die Folge sein, wenn diese weiterhin ignoriert werden. Ob in jungen Jahren oder im späteren Arbeitsleben: Es empfiehlt sich, körperliche wie psychische Symptome ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Aus meiner Sicht ganz wichtig: Führungskräfte sollten das regelmäßige Gespräch mit dem Mitarbeitenden suchen, um mögliche Anzeichen frühzeitig zu erkennen.

Wenn das Leben zu schnell ist

Die Welt in der wir heute leben zeichnet sich durch Schnelligkeit, Komplexität und Intensivität aus. Digitale Kommunikationswege und ein schneller Informationsfluss nehmen den Mitarbeitenden einerseits Arbeit ab und schaffen Raum für Neues – sorgen aber auch für ein MEHR an Aufgaben, die erledigt werden wollen.

Ich höre immer wieder, wie Mitarbeitende darüber klagen, dass sie in ihrem Beruf zum einen unter großem Termindruck stehen, während sie durch die permanente Erreichbarkeit regelmäßig in ihren Arbeitsprozessen unterbrochen werden. Das erhöht den Zeitdruck und führt auf Dauer zu einer erheblichen Mehrfachbelastung.

Dass diese Mehrfachbelastung immer häufiger zu stressbedingten Ausfällen und Fehltagen führt, wundert nicht. Für alle Arbeitnehmer nach Möglichkeiten zu suchen, mit denen sie sich in Balance fühlen, ist für ein Unternehmen zwingend notwendig. Gefragt sind hier vor allem die Führungskräfte, da sie meist Arbeitstempo und Intensität der Arbeit vorgeben.

Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter ein!

Ist der Führungskraft nicht bewusst, wie das Arbeitspensum und das Umfeld von den Mitarbeitenden bewertet werden, kann keine positive Veränderung und Gesundheitsförderung im Unternehmen stattfinden. Deshalb ist das klassische Mitarbeitergespräch der erste Schritt. Eine gemeinsame Arbeitsplatzanalyse kann Mitarbeiter wie Unternehmen dabei helfen, Gesundheitsrisiken zu minimieren und die Mitarbeiterzufriedenheit und des Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Da der krankheitsbedingte Ausfall von Arbeitskraft hohe Kosten verursacht, sollten wir ein besonderes Interesse daran haben, Zeit und Geld in die Gesundheitsförderung zu investieren. Auch die in eigene!

Prävention zahlt sich aus

Ob Stehtisch im Büro oder Rückenschule für ein bewussteres Arbeiten auf der Baustelle: Die Möglichkeiten für Arbeitgeber sind unbegrenzt. Die Implementierung eines Präventiv- und Gesundheitsprogrammes braucht jedoch etwas Zeit. Es lohnt sich, sich von einem Experten beraten und unterstützen zu lassen.

Unterstützung finden

Viele Verbände und Beratungsstellen, aber auch die gesetzlichen Krankenkassen bieten Ihnen als Arbeitgeber Beratung an. Sie erhalten Anleitungen zu Themen wie Ernährung, Sport und Reha-Maßnahmen. Wichtig: Die Maßnahmen sollten so individuell wie möglich auf Ihr Unternehmen zugeschnitten sein.

Meine Tätigkeit als Beraterin hat gezeigt: Je stärker die Mitarbeitenden in die gesunde Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes einbezogen werden und Maßnahmen mit entwickeln können, desto nachhaltiger sind die Ergebnisse der Gesundheitsprävention.

Fazit:
Gesundheitsprävention macht sich bezahlt und stärkt die Unternehmen in der Krise. Eine Analyse des Arbeitsplatzes und die Förderung der Mitarbeitergesundheit sollten bei den Unternehmen daher aktuell ganz oben auf der Agenda stehen!