Gast-Blogbeitrag von Anne Stosch „Körper in Balance“
In der betrieblichen Gesundheitsförderung hat sich in den letzten Jahren viel getan.
Das Essen in den Kantinen wird zunehmend gesünder, die Einrichtung der Büros immer flexibler und ergonomischer. Wasserspender und Obstkörbe stehen bereit und auch der Betriebssport bietet in vielen Unternehmen ein breites Angebot.
Der Lebensort „Arbeit“ ist vielfältig und gestaltet sich immer gesünder.
Ein Faktor wird allerdings bisher noch unterschätzt. Und dabei betrifft er uns alle.
Der Schlaf – ein gesellschaftliches Tabuthema?
Selten wird darüber gesprochen, dass man schlecht schläft oder das man gar eine Schlafstörung hat.
„Schlafen kann ich auch noch, wenn ich tot bin“ wird gern gesagt. Wer wenig schläft erscheint uns als leistungsfähig und belastbar. Erfolgreiche Menschen stehen besonders früh auf und schaffen es, fitter durch einen anstrengenden Tag zu kommen.
Schwere Entscheidungen in der Politik werden erst nach stundenlangen und sogar nächtelangen Besprechungen gefällt. Da möchte man gerne einmal rufen: „Schlaft doch nochmal eine Nacht drüber.“ Und ich meine: Schlafen und NICHT grübeln. Ruhen, Kraft schöpfen.
Dabei ist wissenschaftlich belegt: Wer viel schläft ist leistungsfähiger, motivierter, gesünder, schlanker und kann effektivere Entscheidungen treffen.
Schaut man sich den Gesundheitsreport der DAK 2017 an, dann ist eine Sache sehr auffällig:
Innerhalb von sieben Jahren (2010 – 2017) stieg die Zahl der Menschen, die von schweren Schlafstörungen betroffen sind, um 60%. Das entspricht ungefähr jedem 10. Arbeitnehmenden.
80% der Arbeitnehmenden gaben an, unter Schlafschwierigkeiten zu leiden. Fast die Hälfte gab an, bei der Arbeit müde zu sein, ein Drittel ist regelmäßig erschöpft. Fehltage aufgrund von Schlafstörungen stiegen um 70%.
Schlechter Schlaf kostet Unternehmen viel Produktivität, Zeit und Geld.
Aber was stört eigentlich den erholsamen Schlaf?
Fragt man Betroffene, geben sie an, beruflich gestresst zu sein und / oder private Sorgen zu haben. Bei genauerem Hinsehen ist es aber vor allem ein Termin-, Zeit- und Leistungsdruck der ganz oben auf der Liste steht. Auch Schichtarbeit stört den gesunden Schlafrhythmus erheblich. Des Weiteren erscheinen die ständige Erreichbarkeit und die Entgrenzung der Arbeit für viele Menschen eine Schwierigkeit darzustellen.
Die Auswirkungen eines nicht erholsamen Schlafes auf die individuelle Gesundheit sind enorm.
Dabei kann jeder Mensch ziemlich viel tun, um den eigenen Schlaf erholsamer zu gestalten. Konservative Entspannungsmethoden helfen dabei effektiv und nachhaltig. Dazu gehören:
- Schlafanalysen mit Trackern
- Lichtwecker
- Schlafhygiene etablieren
- Entspannungstechniken lernen
- Energydrinks und Kaffee / Tee nicht nach 15 Uhr
- Medienkonsum am Abend reduzieren
- Auf Alkohol verzichten
- Verhaltens- und Verhältnisänderung in Bezug auf Stress im Alltag
- Pausenkultur
Aber wie können Unternehmen den gesunden Schlaf ihrer Mitarbeitenden unterstützen?
Unternehmen sollten einmal eine Bestandsaufnahme machen. Wie geht es den Mitarbeitenden eigentlich? Gibt es Schwierigkeiten im Umgang mit Stress? Gibt es eine Pausenkultur? Müssen meine Mitarbeitenden auch nach Feierabend oder an den Wochenenden erreichbar sein?
Ein echtes Interesse kann dabei Vertrauen für folgende Maßnahmen bilden.
Gesunden Schlaf in betriebliche Gesundheitsförderung implementieren
- Bildung eines Gesundheitszirkels, um durch Partizipation eine hohe Akzeptanz und Motivation zu erreichen (und bis dahin unentdeckte Probleme zu identifizieren)
- Verbesserung der Gesundheitskompetenzen durch z.B. Bewegungsangebote, Gesundheitsnewsletter; Gesundheitsvideos etc.
- Verhältnisprävention und Pausenkultur
- Zeitmanagement
- Gesunde Führung
- Stärkung von Stärken in Teams und individuell
Ziel sollte eine langfristige Umsetzung sein. Unser Körper befindet sich in einem sich ständig verändernden Prozess. Neue Dinge müssen langfristig verankert werden, damit sie wirken können.
Es lohnt, sich mit dem Thema Schlaf zu beschäftigen und den Blick darauf in das Gesundheitsmanagement von Unternehmen zu etablieren.
Hier noch ein paar Tipps und Tricks zum besseren Einschlafen:
- Jeden Tag zur selben Zeit ins Bett und zur selben Zeit aufstehen
- Ins Bett gehen, wenn man müde ist. Der Schlaf verläuft in Phasen von ca. 90 Minuten. Verpassen Sie Ihre Müdigkeitsphase, kann sich das Einschlafen dadurch um bis zu zwei Stunden verzögern
- Mehr Bewegung tagsüber
- Drei Wochen lang den Tag mit einem Tagebuch beenden, in dem nur die schönen Momente des Tages vermerkt werden
- Eine To-do-Liste für den nächsten Tag schreiben
- Mit allen Sinnen an etwas Schönes aus den letzten zwölf Monaten denken.
- Die Augen in der Dunkelheit geöffnet lassen
- Progressive Muskelentspannung ausprobieren
- Ein langweiliges Buch lesen
- Vor dem Schlafen gehen einen ruhigen Spaziergang machen
- Nachts aufgewacht? Gedanken vom Kopf in den Stift zwingen und alles aufschreiben, was die Gedanken beschäftigt.
- Auf die Ausatmung konzentrieren
Na dann: Gute Nacht!