Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) hat am 20. Juli 2023 die Zahlen zur Tarifbindung im Jahr 2022 veröffentlicht.
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Die Befunde zur Tarifbindung beruhen auf einer Befragung von rund 15.500 Betrieben im Rahmen des IAB-Betriebspanels. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die in Deutschland rund 2 Mio. Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. In diesen Betrieben sind insgesamt knapp 40,6 Millionen Personen beschäftigt.
- Unmittelbare und mittelbare Tarifbindung
Insgesamt fanden im Jahr 2022 in 56 % aller Betriebe mit 76 % aller Beschäftigten Tarifverträge Anwendung. In Westdeutschland lag dieser Anteil bei 57 % der Betriebe mit 77 % der Beschäftigten und in den ostdeutschen Bundesländern bei 46 % der Betriebe mit 70 % der Beschäftigten.
- Unmittelbare Tarifbindung
Die unmittelbare Bindung der Betriebe an einen Branchentarifvertrag bzw. Haustarifvertrag ist im Vergleich zum Vorjahr in Westdeutschland um einen Prozentpunkt auf nunmehr 26 % gesunken. In Ostdeutschland ist diese gegenüber dem Vorjahr um einen Prozentpunkt auf einen Anteil von 19 % gestiegen. Der Anteil der durch Tarifverträge erfassten Beschäftigten ist in Westdeutschland um zwei Prozentpunkt auf 52 % gesunken. In Ostdeutschland ist der Anteil mit insgesamt 45 % der Beschäftigten stabil geblieben. Für Gesamtdeutschland ist damit die unmittelbare Tarifbindung der Betriebe an einen Branchentarifvertrag bzw. Haustarifvertrag gegenüber 2021 mit insgesamt 25 % unverändert, der Anteil der Beschäftigten im Vorjahresvergleich ist um einen Prozentpunkt auf insgesamt 51 % gefallen.
- Orientierung an einem Tarifvertrag
Der Anteil der Betriebe in Deutschland, die keiner Tarifbindung unterliegen, aber sich an einem Branchentarifvertrag orientieren, lag im Jahr 2022 bei 31 %. Insgesamt arbeiteten in diesen Betrieben 25 % aller Beschäftigten. In Westdeutschland waren diese Anteile im Jahr 2022 etwas höher als im Vorjahr. Dort gaben 31 % der Betriebe mit 25 % aller Beschäftigten an, sich an einem Branchentarifvertrag zu orientieren. In den ostdeutschen Bundesländern gaben letztes Jahr 27 % der Betriebe an, dass sie sich an einem Branchentarifvertrag orientieren. Der Anteil der betroffenen Beschäftigten lag bei 25 %.
- Bewertung der BDA
Die aktuellen Zahlen des IAB zur Tarifbindung im Jahr 2022 verzeichnen erneut einen leichten Rückgang des Anteils der Beschäftigten, die in einem Betrieb mit Branchentarifvertrag arbeiten. Der Anteil der Betriebe mit einer unmittelbaren Branchen bzw. Firmentarifbindung bleibt für Gesamtdeutschland gegenüber dem Vorjahr mit 25 % konstant. Sowohl in den west- als auch in den ostdeutschen Bundesländern hat es einen Zuwachs an der Orientierung an einem Branchentarifvertrag gegeben. Fast ein Drittel aller Betriebe in Deutschland gaben an, sich an einem Branchentarifvertrag zu orientieren. Insgesamt sind in diesen Betrieben ein Viertel aller Beschäftigten tätig. Der Anteil an Betrieben und Beschäftigten ohne Tarifvertrag und ohne Anlehnungen an einen Tarifvertrag ist gegenüber dem Jahr 2021 somit leicht rückläufig. Die Tarifanwendung in Deutschland im Jahr 2022 ist damit gegenüber dem Vorjahr gestiegen – um drei Prozentpunkte auf 56 % der Betriebe und um einen Prozentpunkt auf 76 % der Beschäftigten.