Arbeitszeitverlust durch ansteigende Krankheitstage – Anzahl der Krankheitsstände belastet die Wirtschaft

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Mit Beginn der Erkältungszeit wurde Anfang des Jahres vielfach über das Thema „Krankheitstage“ diskutiert. Neben der Kostenbelastung durch die Lohnfortzahlung stellen die ansteigenden Krankheitstage vermehrt ein organisatorisches Problem für die Betriebe dar. Schichtpläne müssen regelmäßig umgestellt werden, Vertretungsregelungen greifen ins Leere und das alles in einem Umfeld, das ohnehin geprägt ist durch einen enormen Fach- und Arbeitskräftemangel.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnete zuletzt, dass die Arbeitgeber im Jahr 2023 insgesamt 76,7 Mrd. Euro für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall aufbringen muss-ten. So haben die Arbeitgeber 2023 laut Sozialbudget des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 64,9 Mrd. Euro an Bruttoentgelten für erkrankte Mitarbeiter gezahlt. Hinzu kommen weitere 11,9 Mrd. Euro für den Arbeitgeberanteil am Sozialversicherungsbeitrag. Somit haben sich die Kosten laut IW innerhalb der letzten 14 Jahre verdoppelt (Quelle: IAB-Kurzbericht 70/2024).

Tatsächlich steht Deutschland im internationalen Vergleich nach OECD-Daten an der Spitze der Krankheitstage. Die Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die bis auf das Jahr 1991 zurückgeht, verzeichnet beim Krankenstand in den letzten drei Jahren Höchststände. Dieser lag im Jahr 2023 im Durchschnitt bei 91,9 Stunden pro Person und im Jahr 2024 bei 90,0 Stunden. Laut dem IAB ist dieses hohe Krankenstandniveau auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen. Zum einem gehören noch immer die Nachwirkungen der Corona-Pandemie dazu. Zum anderen sei dies auch auf die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zurückzuführen. Die AOK legt zudem nahe, dass der demografische Wandel eine zentrale Rolle bei der Zunahme von gesundheitlichen Beschwerden und damit von Arbeitsausfällen spielt (Quelle: WIdO: Fehlzeiten-Report 2023).

Diese Zahlen verdeutlichen: Der steigende Krankenstand führt nicht nur zu erheblichen Mehr-kosten für die Betriebe, sondern auch zu immensen Arbeitszeitverlusten und das in Zeiten, in denen die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland mit 30,1 Stunden ohnehin besonders kurz ausfällt (Quelle: IAB, März 2025). Laut IAB lag die durchschnittliche Anzahl von Krankheitstagen im Jahr 2024 bei rund 15 Tagen pro Beschäftigten. Aufsummiert ergibt sich damit allein für das letzte Jahr ein gesamtwirtschaftlicher Arbeitszeitverlust von über 626 Mio. Arbeitstagen bzw. von über 3,8 Mrd. Arbeitsstunden. Diese Entwicklung ist abgesehen von der enormen Belastung für das Gesundheitssystem, eine wachsende Herausforderung für jeden Betrieb.