BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021

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Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat ihren aktuellen „Arbeitszeitreport Deutschland“ veröffentlicht. Die Datengrundlage bildet die BAuA- Arbeitszeitbefragung 2021, in der über 20.000 Erwerbstätige in Deutschland telefonisch befragt wurden. Diese vierte Befragungswelle der BAuA-Arbeitszeitbefragung erfolgte im Zeitraum von Mai bis Dezember 2021.

Die Auswertung liefert einen überaus differenzierten Überblick über eine Vielzahl von Arbeitszeitkomponenten von der Länge, Lage und Flexibilität der Arbeitszeit bis hin zu Ergebnissen zur Arbeitszeitgestaltung in bestimmten Gruppen und Arbeitsformen.

Ausgewählte Ergebnisse im Überblick:

Länge der Arbeitszeit:
Laut der Arbeitszeitbefragung betrug die tatsächliche Wochenarbeitszeit von Beschäftigten in Deutschland im Jahr 2021 durchschnittlich 38,4 Stunden. Die tatsächliche Arbeitszeit umfasst dabei die Stunden, die normalerweise im Durchschnitt pro Woche gearbeitet werden – einschließlich regelmäßig geleisteter Überstunden, Mehrarbeit, Bereitschaftsdienst usw. Rund ein Viertel der abhängig Beschäftigten arbeitet in Teilzeit mit im Schnitt 24,0 Stunden pro Woche. Etwa drei Viertel der Befragten sind Vollzeitbeschäftigte mit durchschnittlich 43,0 Stunden pro Woche.

Differenziert nach Wirtschaftsbereichen liegen die tatsächlichen Arbeitszeiten in der Industrie im Durchschnitt bei 40,3 Wochenstunden, im Handwerk bei 39,8 Wochenstunden,  im Öffentlichen Dienst bei 38,0 Wochenstunden und im Dienstleistungsbereich bei  37,3 Wochenstunden

In Bezug auf die Arbeitszeitwünsche zeigt sich ein relativ ausgewogenes Bild. So wollen 53 % aller Beschäftigten gerne weniger arbeiten, 47 % der Beschäftigten wollen ihre jetzige Arbeitszeit behalten (27 %) bzw. diese verlängern (10 %).

Überstunden:
Laut der aktuellen BAuA-Arbeitszeitbefragung leisten 56 % der Beschäftigten in Deutschland keine Überstunden. Bis zu 5 Überstunden pro Woche leisten 23 % der Beschäftigten, 14 % leisten mehr als 5 bis 10 Überstunden pro Woche und lediglich 7 % mehr als 10 Überstunden pro Woche. Überstunden fallen am häufigsten in der Industrie (49 %) an, gefolgt vom Öffentlichen Dienst (44 %). Im Dienstleistungsbereich leisten 43 % und im Handwerk 38 % der Beschäftigten Überstunden. Dabei sind die Anteile von Beschäftigten mit sehr vielen Überstunden u.a. im Öffentlichen Dienst überaus hoch. So leisten 10 % der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst im Durchschnitt mehr als 10 Überstunden pro Woche. Zum Vergleich: In der Industrie und im Handwerk sind es hingegen 5 %, im Dienstleistungsbereich 7 %. Vor allem Beschäftigte mit Vorgesetztenfunktion leisten häufiger Überstunden (56 %).

Oftmals liegt der Grund für Überstunden nicht im betrieblichen Bereich, sondern ist vielmehr eine persönliche Entscheidung. So geben nur 39 % der Befragten an, Überstunden zu machen, weil die Arbeit sonst nicht zu schaffen wäre. Der zweithäufigste Grund ist der Spaß an der Arbeit (13 %), 8 % der Beschäftigten machen gezielt Überstunden, um zu einem anderen Zeitpunkt ein paar Stunden oder Tage freinehmen zu können. Zum Teil werden Überstunden gemacht, um beruflich voranzukommen (5 %) bzw. um sich etwas dazuzuverdienen (4 %) oder aus anderen privaten Gründen (1 %).

Verkürzte Ruhezeiten:
Zwischen Ende und Beginn einer neuen täglichen Arbeitszeit müssen laut Arbeitszeitgesetz mindestens 11 Stunden ununterbrochene Ruhezeit liegen. Die BAuA-Arbeitszeitbefragung ging der Frage auf den Grund, wie häufig verkürzte Ruhezeiten auftreten. Ausnahmeregelungen nach § 5 Abs. 2 Arbeitszeitgesetz blieben dabei unberücksichtigt. Demnach gaben 84 % der Beschäftigten an, keine verkürzten Ruhezeiten zu haben oder seltener als einmal pro Monat. Nur 16 % aller Befragten haben mindestens einmal im Monat verkürzte Ruhezeiten.

Bezüglich wirtschaftsstruktureller Merkmale konstatiert die BAuA-Befragung, dass im Öffentlichen Dienst (20 %) verkürzte Ruhezeiten deutlich häufiger auftreten als in der Industrie (12 %), im Handwerk (14 %) oder im Dienstleistungsbereich (15 %). Für  unterschiedliche Betriebsgrößen zeigen sich keine relevanten Unterschiede. Berufe, in denen verkürzte Ruhezeiten besonders verbreitet sind, sind Gesundheitsberufe (31 %), soziale und  kulturelle Dienstleistungsberufe (23 %), Lebensmittel- und Gastgewerbeberufe (22 %) und Sicherheitsberufe (21 %).

Arbeitszeiterfassung:
Die Verbreitung der Arbeitszeiterfassung in Deutschland ist seit Jahren unverändert hoch. Von rund 79 % der Beschäftigten wird die tägliche Arbeitszeit erfasst. Am häufigsten wird die Arbeitszeit mit einem Arbeitszeitkonto (66 %) erfasst, 13 % der Beschäftigten dokumentieren ihre Arbeitszeit ohne Arbeitszeitkonto.

Zwischen den Branchen gibt es deutliche Unterschiede beim Umfang der  Arbeitszeiterfassung. In der Industrie ist die Arbeitszeiterfassung am weitesten verbreitet  (85 %), gefolgt vom Öffentlichen Dienst (79 %) und dem Handwerk (82 %). Etwas weniger  häufig erfasst wird die Arbeitszeit in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen (63 %) sowie in Reinigungsberufen (52 %). Außerdem sind Unterschiede hinsichtlich der Betriebsgröße sichtbar.

Work-Life-Balance:
Die Zufriedenheit mit der Work-Life ist insgesamt sehr hoch. Differenziert nach Geschlecht, tatsächlicher Wochenarbeitszeit und Überstundenvolumen zeigt sich, dass sowohl Frauen als auch Männer, unabhängig von der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit oder den geleisteten Überstunden mehrheitlich mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden sind. So sind z.B. im Bereich einer Wochenarbeitszeit von 35,0 bis 39,9 Stunden 83 % aller  Frauen und 84 % aller Männer mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden. Selbst bei einer Wochenarbeitszeit von 40,0 bis 48,0 Stunden sind 74 % der Frauen und 84 % der Männer mit der Balance zwischen Arbeit und Privatleben zufrieden.

Über die Webseite der BAuA kann der ganze Bericht abgerufen werden: BAuA- Arbeitszeitbefragung 2021.