Konflikte zwischen den Mitarbeitern oder den Führungskräften und den Mitarbeitern treten in jedem Unternehmen auf. Karin Haas, Mediatorin und Beraterin für Personalentwicklung in unserem Arbeitgeberverband erläutert, worauf es beim guten Konfliktmanagement ankommt.
Grundsätzlich kann man sagen: Wo Menschen zusammenarbeiten, da entstehen Konflikte. Das ist menschlich und letztendlich sogar gut. Denn Konflikte im Unternehmen können zum Beispiel Anzeichen für eine unpassende Organisationsstruktur oder Unternehmenskultur sein. aber auch für eine schlecht ausgebildete oder fehlbesetze Führungskraft. Konflikte sind daher auch immer eine Chance Missstände zu erkennen und zu verändern. Hier gilt es, mit Konflikten in Form eines professionellen Konfliktmanagements souverän umzugehen.
Was genau bedeutet Konfliktmanagement im Unternehmen?
Konfliktmanagement im Unternehmen bedeutet mehreres: Konfliktquellen zu erkennen und zu lösen, es geht also um vorbeugen, analysieren und lösen. Führungskräfte können dabei ganz wesentlich dazu beitragen, Konflikte zu reduzieren. Sie sollten dafür wissen, wo Konfliktpotential gegeben ist.
Können Konflikte so denn wirklich verhindert werden?
Komplett verhindern lassen sich Unstimmigkeiten natürlich nicht – was auch nicht sinnvoll wäre, da ein Streit auch eine Chance sein kann, um Missstände zu bemerken oder neue Wege zu beschreiten.
Eine Unternehmen, das sehr viel Wert auf Harmonie legt, kann Konflikte im Team damit sogar fördern. Denn Sätze wie „Wir gehören doch alle zum Team und halten zusammen“ oder „Bei uns gibt es keine Unstimmigkeiten“ lassen Konflikten keinen Raum und führen dazu, dass Probleme unter den Teppich gekehrt werden. Diese werden damit lediglich unterdrückt und können später umso heftiger hervortreten.
Wie erkenne ich Konflikte, wenn sie da sind?
Leider lassen sich Konflikte nicht immer sofort erkennen. Vielmehr heißt es genau hinzuschauen. Denn unbemerkte Konflikte führen zu schlechter Stimmung im Team und damit langfristig zu weniger Produktivität. Als Führungskraft gilt es damit umzugehen. Die Stimmung im Team sollte stets im Blick behalten werden und es sollten regelmäßig Gespräche geführt werden. Bei Auffälligkeiten empfiehlt es sich, die Ursache zu ermitteln und anzusprechen.
Habe ich einen Konflikt erkannt, ist es wichtig, ihn zunächst näher zu analysieren: Worum geht es genau? Wer sind die Konfliktbeteiligten? Was ist bereits gelaufen? Sinnvoll ist es auch zu klären, um welche Art von Konflikt es sich handelt. Wichtig ist auch zu unterscheiden, in welchem Stadium sich der Konflikt befindet. Konflikte neigen dazu, mit der Zeit zu eskalieren. Je nach Eskalationsstufe muss unterschiedlich agiert werden. Je höher die Eskalationsstufe eines Konflikts, umso schwieriger wird es, ihn zu lösen. Daher ist es umso wichtiger, Probleme frühzeitig anzusprechen.
Alle beteiligten Parteien sollten sich möglichst freiwillig an einen Tisch setzen. Ein neutraler Moderator (die Führungskraft oder ein externer Coach/Mediator) erarbeitet mit ihnen dann in verschiedenen Schritten eine Lösung.
Wie hoch sind die Erfolgschancen, einen Konflikt auszuräumen?
Die Konfliktlösung kann nur funktionieren, wenn alle Beteiligten den ehrlichen Wunsch haben, Frieden zu schließen. Ansonsten kann auch kein noch so geübter Streitschlichter etwas bewirken.
Ebenfalls wichtig ist ein wertschätzender Umgang miteinander. Dies schafft eine gute Basis, um Konflikte zu lösen. Es gibt ein wirkungsvolles Motto das da lautet: „Hart in der Sache, weich gegenüber dem Menschen“. Das bedeutet, die Probleme von den Personen zu trennen: Auch wenn ich einen klaren Standpunkt in der Sache habe, sollte ich stets freundlich und respektvoll mit dem anderen umgehen. Ansonsten habe ich neben dem Sachkonflikt auch noch einen Beziehungskonflikt. Auch ist es für eine wirkungsvolle Streitschlichtung wichtig, auf die dahinterliegenden Interessen und Bedürfnisse zu achten. Kennt die andere Partei mein dahinterliegendes Interesse oder Bedürfnis, ist sie oft viel kompromissbereiter.